PSEUDONYME
MARTINA ZINGG-SCHIR
23. 11. bis 14. 12. 2024
Di-Fr 15-19 Uhr, Sa 10-13 Uhr
Eröffnung Freitag, 22. November 2024, 18 Uhr 30
Die Ausstellung Pseudonyme zeigt zwei Projekte von Martina Zingg-Schir, die titelgebende Serie Pseudonyme und das Projekt Nachhall.
PSEUDONYME
Ausgangspunkt für das Projekt PSEUDONYME war die Zeit der Covid-Pandemie und das Tragen von Masken durch uns Menschen. Etwas breiter wird der Zugang, der sich von diesen Schutzmasken löst und die Verwendung von Masken in unterschiedlichen Situationen untersucht. In der griechischen Tragödie erlaubte die Maske dem Schauspieler die Darstellung von Rollen, die zugleich eine Distanz zu der Person schaffen sollten. Im Fasching ermöglicht die Maske das Hineinschlüpfen in eine Rolle. Das Tragen von Masken auf Maskenbällen hat den vornehmlichen Zweck die Identität der Person zu verschleiern.
Mit der Frage nach Identitäten wird die Angelegenheit nochmals komplexer. Es stellt sich die Frage, ob nicht jede oder jeder von uns bewusst oder unbewusst Rollen einnimmt. Diese Rollen sind abhängig von der Situation. Wer sind wir beispielsweise im Kontext der Familie, der Arbeit, im Freundeskreis, wer, wenn wir allein sind?
Die Frage nach dem wahren Ich stellte der dänische Philosoph Søren Kierkegaard. Für einen Teil seiner Schriften verwendete er Pseudonyme, die wohl weniger seine Identität verschleiern, als vielmehr eine Distanz zwischen seinen publizierten Überlegungen und seinen Überzeugungen verdeutlichen sollten.
Die Serie PSEUDONYME zeigt Selbstportraits von Martina Zingg-Schir. Zu sehen sind Fotographien, die zeigen, was verborgen werden soll. Teilweise erscheint das Gesicht durch eine physische Maske oder durch Schminke maskiert, teilweise zeigt die Fotografie ein Spiegelbild des Gesichts. Eine Gruppe von Portraits wirkt mal eher flächig, mal skulptural. Schließlich sind die Fotographien in schwarz-weiß gefertigt. Die Fotografin spielt mit mehreren Ebenen, mehrere Pseudonyme entstehen.
NACHHALL
Søren Kierkegaard gilt als Wegbereiter der Existenzphilosophie, in deren Zentrum die Existenz des Menschen steht. Bis auf Ausnahmen ist auf den Fotografien der Serie NACHHALL keine anthropomorphe Gestalt zu sehen. Dennoch zeigen beinahe alle dargestellten Orte oder Räume Spuren menschlicher Zivilisation.
Martina Zingg-Schir untersuchte Orte, an denen sich vor kurzer Zeit noch jemand aufgehalten zu haben scheint. Hinweise darauf können konkreter oder subtiler sein. Es bleibt nur ein Gefühl, dass da jemand war, dessen Präsenz noch spürbar ist, dessen Existenz nachhallt.
Nachklang mag mitunter als Synonym von Nachhall verwendet werden. Der Begriff eröffnet Möglichkeiten, denn mit dem Klang verbindet man die Klangfarbe. Über die Farbe entstehen nicht nur emotionale Räume, sondern über die Farbsättigung – teils satt teils blass – kommt auch eine zeitliche Dimension hinzu. Wie laut oder wie leise ist der Hall zu vernehmen?